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Der Phokische Bund
Im Katalog der griechischen Münzen, den Carl Robert selbst verfasst hat, sind 7 phokische Münzen mit dem Kürzel N. E. (= Neuerwerbung) verzeichnet. Ein Blick in den zuvor von Alexander Conze angelegten Katalog zeigt, dass die Sammlung bis zu diesem Zeitpunkt 9 Münzen aus Phokis besaß – im neuen Katalog sind es 16 Gepräge. Auch wenn die phokischen Münzen – wie einige andere Münzen auch - nicht im Accessionsjournal verzeichnet sind, ist somit sicher anzunehmen, dass sie in der Zeit Roberts in die Sammlung gelangt sind.
Die Landschaft Phokis liegt in Mittelgriechenland und grenzt an den Golf von Korinth. In historischer Zeit betrachteten sich die Phoker als eigenständige Ethnie und führten sich auf den Stammvater Phokis zurück. Im 6. Jh. v. Chr. schlossen sich die Städte zu einem Bund mit einer gemeinsamen Münzprägung zusammen. Da Phokis kaum natürliche Ressourcen besaß, beruhte die Bedeutung vorwiegend auf religiösen Faktoren, insbesondere auf dem Heiligtum des Apollon in Delphi und dem der Artemis Elaphebolos.
Die Prägung des Bundes in Silber setzte im 6. Jh. v. Chr. ein und endete in der Mitte des 4. Jhs. v. Chr. Die ersten Münzen wurden nach milesischem Standard geprägt, der aber alsbald für den in Griechenland verbreiteten äginetischen Münzfuss aufgegeben wurde. Der Bund gab Triobole mit dem Kopf eines Stieres auf der Vorderseite und dem Kopf der Artemis auf der Rückseite heraus – zusammen mit Obolen, die auf der Rückseite eine Eberprotome zeigen. Zudem prägte der Bund am Anfang des 3. Heiligen Krieges (356–346 v. Chr.), als er die Heiligtumskasse von Delphi kontrollierte, Triobole mit dem Kopf des Apollon statt dem der Artemis.
Bronzemünzen prägte der Bund erstmals zu Beginn des 4. Jhs. v. Chr. Sie zeigen auf der Vorderseite den Kopf eines Stieres und auf der Rückseite erst eine Eberprotome, später dann den Namen des Bundes in Abkürzung in einem Kranz. Im Rahmen des 3. Heiligen Krieges kam ein neues Bronzenominal hinzu, welches auf der Rückseite den Namen des prägeverantwrtlichen Magistraten im Kranz wiedergibt. Nach dem Krieg prägte der Bund Bronzemünzen, die auf der Vorderseite einen Athenakopf in Dreiviertelansicht gepaart mit dem abgekürzten Ethikon im Kranz auf der Rückseite abbilden. Mitte des 3. Jhs. v. Chr. endete die Bronzeprägung für eine Weile und wurde dann mit neuen Motiven wieder aufgenommen. Die Datierung dieser Münzen ist umstritten.
Der die Münzen des Bundes auf den Vorderseiten dominierende Stierkopf wird, primär wegen der Binden an seinen Hörnern, mit Opfertieren in Verbindung gebracht. Der Artemiskopf auf den Rückseiten der Gepräge ist sicherlich auf die Göttin des Bundesheiligtums zu beziehen, Artemis Elaphebolos. Als Prägestätte wird grundsätzlich Phokaiakon angegeben. Für die Prägeserie während des 3. Heiligen Krieges wird Delphi als Münzstätte jedoch nicht ausgeschlossen.
SvH